Sein Handwerk beherrschte der gelernte Steinmetz Bernd Allmendinger bereits perfekt; in den Jahren, in denen er gemeinsam mit Vater Siegfried in der Allmendinger GmbH in Ostfildern bei Stuttgart gearbeitet hatte, hatte er die Praxis von der Pike auf gelernt und auch seinen Meister gemacht. Als der heute 47-jährige Bernd Allmendinger die Firma 2002 schließlich übernahm, rückte er den Kunden stärker in den Mittelpunkt: „Ich möchte unsere Auftraggeber immer optimal bedienen“, so seine Überzeugung. „Für uns heißt das neben bester Qualität vor allem Flexibilität und das Einhalten von Versprechen, die wir den Kunden geben.“ Das kam gut an – das Unternehmen wuchs und mit ihm auch die Arbeitsstunden des Chefs. „Erst wurden nur die Arbeitstage immer länger“, blickt Bernd Allmendinger zurück. „Dann musste ich auch am Wochenende immer öfter ran.“ Und schließlich erkannte er: „Ich muss das Unternehmen anders führen, als mein Vater es getan hat.“
Senior Siegfried Allmendinger, der die Allmendinger GmbH 1965 gegründet hatte, war noch ein Chef alter Schule, der alles besser konnte
als seine zehn Angestellten und sie auch in Details unterwies. Heute sind es mehr als 40 Mitarbeiter und das Geschäft ist inzwischen deutlich komplexer geworden. Dennoch wird das traditionelle künstlerische Handwerk, vor allem im Bereich der Grabmale, bis heute gepflegt und ist ein solides Standbein des Unternehmens geblieben. Auch die Herstellung von Stufen, Treppen, Simsen und Platten aus hochwertigen Natursteinen und der Handel damit ist nach wie vor ein wichtiger Geschäftszweig. Doch mit den Jahren hat sich das Hauptgeschäftsfeld hin zum Innenausbau und der immer anspruchsvolleren Bearbeitung von Oberflächen verschoben. Hinzu kommen mehr Montagetätigkeiten, zum Beispiel von Küchenstudios. Parallel zu dieser Entwicklung werden inzwischen zunehmend computergesteuerte Maschinen eingesetzt. Allmendinger erkannte, dass er seinen Mitarbeitern Aufgaben abgeben musste, wenn er sich konsequent um die Kunden kümmern und das Unternehmen strategisch leiten wollte.
Doch Verantwortung delegieren – wie funktioniert das? Firmenchef Allmendinger stellte fest, dass er sich zunächst selbst qualifizieren musste. Zu Themen wie Coaching und Unternehmensorganisation bildete er sich unter anderem bei der Handwerkskammer weiter. Dann begann er, seine Belegschaft gezielt darauf vorzubereiten, Aufgaben selbstständig zu übernehmen. Allmendinger: „Das ist ein langer Prozess, der aber mittlerweile gut läuft.“ Aktuell wird ein neues Warenwirtschaftssystem eingeführt, für das die Mitarbeiter umfassend geschult und eingearbeitet werden können. Auch im Bereich des Maschinenparks gibt es Innovationen: Allmendinger kaufte eine computergesteuerte Druckmaschine, mit der sich Glas bedrucken lässt. Damit macht er sein Unternehmen fit für den digitalen Wandel der Wirtschaft auch im Handwerk. Und dazu gehören gut ausgebildete Mitarbeiter.
Für die Qualfiizierung von insgesamt sieben Mitarbeitern hat er deshalb über die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen das Förderprogramm „Weiterbildungsfinanzierung 4.0“ der L‑Bank in Anspruch genommen. Damit unterstützt die Förderbank mittelständische Unternehmen in Baden-Württemberg seit dem Frühjahr 2016 bei der Finanzierung von beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen, insbesondere vor dem Hintergrund der vielfältigen Herausforderungen im Rahmen von Industrie 4.0. Mit den zinsvergünstigten Darlehen können Aufwendungen für Schulungen, Prüfungen, Reisekosten sowie für Lohnfortzahlungen finanziert werden und Unternehmen eine Förderung in Höhe von bis zu 20.000 Euro pro zu qualifizierendem Beschäftigten beantragen: zum Beispiel, wenn sie neue Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse entwickeln oder in neue Maschinen und Anlagen investieren und dafür Mitarbeiter weiterqualifiziert werden müssen.
Das lohnt sich nicht nur für die Mitarbeiter, die sich weiterentwickeln, sondern auch für das Unternehmen: Von „der Chef macht alles“ zu einer modernen Arbeitsorganisation, in der Mitarbeiter ihre Aufgaben nach den Notwendigkeiten der Prozesse ausrichten und dabei die Qualität gesichert bleibt. Vor allem lohnt es sich auch für Bernd Allmendinger, der Zeit für die Kundenbetreuung und die strategische Neu-Ausrichtung des traditionsreichen Handwerksunternehmens in einem sich wandelnden Markt gewinnt. So mischt er immer noch gerne in der Produktion mit, stellt jedoch beruhigt fest: „Es läuft auch mal ohne mich!“