350 Teilnehmer informieren sich über Fördermöglichkeiten für den Mittelstand

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LBank-Wirtschaftsforum in Reutlingen mit Gastredner Botschafter Wolfgang Ischinger | Innovationen, Investitionen und weltpolitische Herausforderungen im Mittelpunkt der Gespräche

Reutlingen, 14.06.2018. Die drohenden handelspolitischen Verwerfungen und deren Folgen treiben die exportstarken Unternehmen in der Region um. Rund 350 Unternehmer und Berater nutzten am Donnerstag (14.06.2018) beim L‑Bank-Wirtschaftsforum in der Reutlinger Stadthalle die Gelegenheit, sich mit den Einschätzungen des ausgewiesenen außenpolitischen Fachmanns Wolfgang Ischinger auseinanderzusetzen.

Im Rahmen des halbtägigen Forums konnten sich die hiesigen mittelständischen Unternehmer in Vorträgen, Diskussionen, Workshops und auf der begleitenden Fachmesse rund um die Themen Innovationen, Digitalisierung und Fachkräftegewinnung über aktuelle Fördermöglich­keiten der Mittelstandfinanzierung informieren. Veranstalter des Wirt­schaftsforums, das zum ersten Mal in Reutlingen stattgefunden hat, war die L‑Bank gemeinsam mit der Bürgschaftsbank, der Handwerks­kammer Reutlingen sowie der IHK Reutlingen.

Mittelstand zwischen Brexit und Digitalisierung

In seiner Begrüßung hob der Vorsitzende des Vorstands der L‑Bank, Dr. Axel Nawrath, die spannende und auch spannungsgeladene Zeit hervor, in der sich Wirtschaft und Gesellschaft derzeit bewegen: „Die Südwest­wirtschaft wächst seit nunmehr 20 Quartalen ununterbrochen und der Arbeitsmarkt präsentiert sich ebenfalls in herausragender Verfassung.“ Nawrath mahnte jedoch, dass der Aufschwung langsam an seine Grenzen stößt und eine inzwischen wahr­nehmbare Stimmungseintrübung beobachtet werden kann. Gleichzeitig werden die nach wie vor ungewissen wirtschaftlichen Auswirkungen der wachsenden Zahl inter­nationaler Unabwägbarkeiten bei den heimischen Betrieben mit ihrer starken Exportorientierung als Unsicherheitsfaktor gesehen.

Großes Potential verortet der Vorsitzende des Vorstands der landes­eigenen Förderbank bei der Digitalisierung als aktuellen Megatrend und damit bei den betrieblichen Investitionen in die eigene Zukunfts­fähigkeit. „Denn bei unserer Wirtschaftsstruktur hier im Südwesten wird es für die wirtschaftliche Entwicklung Baden-Württembergs in den nächsten Jahrzehnten von Bedeutung sein, dass unsere mittelständischen Unter­nehmen zu den Vorreitern bei der digitalen Entwicklung gehören. Anderseits, so finde ich, sollte man durchaus auch einmal die Kirche im Dorf lassen, wenn es darum geht, alles und jeden Winkel der Wirtschaft digitalisieren zu wollen oder glaubt, es zu müssen“, so Nawrath.

Ischinger: strategische Herausforderungen für Europa

Eine der Grundvoraussetzungen für den wirtschaftlichen Erfolg ist jedoch das reibungslose Funktionieren des Welthandels. Das machte Botschafter Wolfgang Ischinger als hochkarätiger Gastredner in einem spannenden Impulsreferat über die wachsende geopolitische Un­berechenbarkeit und die daraus folgenden strategischen Herausfor­derungen für Europa deutlich. Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz unterstrich, dass gerade für das industriell geprägte Baden-Württemberg freie Grenzen und frei fließende Waren- und Handelsströme wirtschaftlich von besonders großer Bedeutung seien.

Talkrunde zur Wirtschaftskompetenz in der Region

In der anschließenden Talkrunde griffen Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, und Dr. Thomas Lindner, Vizepräsident der IHK Reutlingen, die von Botschafter Ischinger gegebenen Impulse auf. In dem von der TV-Moderatorin und Journalistin Julia Bauer moderierten Gespräch ordneten Hermann und Lindner die Heraus­forderungen, aber auch Chancen speziell für die regionale Wirtschaft ein.

Lindner wies mit Blick auf die Ausführungen Ischingers auf mögliche Gefahren und Auswirkungen für die heimischen Betriebe hin: „Ich beobachte die Handelskonflikte und den zunehmenden Protektionismus mit Sorge. Uns muss klar sein, dass die US-Sanktionen gegen den Iran wie die Handelszölle auch die Firmen aus der Region treffen werden.“ Daher, so der IHK-Vize, würden die Betriebe für die nächsten Monate nicht mehr ganz so in die Zukunft schauen. „Die aktuellste IHK-Konjunkturumfrage zeigt, dass die Aussichten bereits schlechter sind.“

Gefragt zu den Auswirkungen der zunehmenden Digitalisierung der wirtschaftlichen Prozesse unterstrich Herrmann die weitreichenden Auswirkungen dieser rasanten Entwicklung: „Neue Kommunikations- und Fertigungstechniken werden die Arbeitswelt und auch Geschäftsmodelle im Handwerk verändern“, so der Handwerkspräsident. Unterstützung sieht für die Betriebe sieht er in der vom Land geförderten Initative Dialog und Perspektive Handwerk 2025. Von zentraler Bedeutung ist für ihn dabei die Nachwuchsgewinnung und Fachkräftesicherung, bei der er dem Handwerk gute Chancen attestiert. „Wer heute eine handwerkliche Ausbildung macht, hat meist bessere Aussichten als mit einem durchschnittlichen Studienabschluss.“

Den Blick auf die Stadt richtete Reutlingens Oberbürgermeisterin Barbara Bosch. Dabei machte sie deutlich, dass Reutlingen in vielerlei Hinsicht boomt und das dynamische Wachstum auch mit einem noch größeren Angebot an Wohnungen und Arbeitsplätzen gestalten müsse. „Wir investieren in die Zukunft“, so Bosch, „um Leben, Wohnen und Arbeiten in unserer Stadt attraktiv zu halten und, wo möglich, noch attraktiver zu machen.“ Dabei habe Reutlingen als Modellstadt Smart City die Herausforderungen der wachsenden Digitalisierung im Blick.

Best Practice für Unternehmer

Im fachlichen Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Workshops für Unternehmer. Anhand aktueller Best-Practice-Beispiele stellten Förder­experten der beteiligten Banken sowie Firmeninhaber aus der Region unter anderem vor, wie Konzepte wie Internationalisierungsstrategien im Mittelstand, Innovationen und die Optimierung der Ressourceneffizienz sowie der Risikounterstützung mit den passenden Finanzierungs­möglichkeiten angegangen werden können. Ein Workshop widmete sich darüber hinaus der Arbeitgeberattraktivität im Mittelstand. Vertreter der beteiligten Kammern informierten dabei über neue Wege zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität und zur besseren Nachwuchssicherung.

Kolloquium: Innovationspotentiale optimal fördern

Parallel zu den Unternehmer-Workshops hatten sich rund 130 Steuerberater, Unternehmens­berater und Finanzierungsfachleute zu einer Expertenrunde getroffen, um gemeinsam mit Dirk Buddensiek, Vorstand der Bürgschaftsbank, und Johannes Heinloth, Mitglied des Vorstands der L‑Bank, über aktuelle Trends in der Mittelstandsfinanzierung zu diskutieren. Besonderes Augenmerk legten Buddensiek und Heinloth dabei auf den Aspekt, wie Innovationspotentiale im Mittelstand optimal gefördert und beispielsweise auch mit Hilfe von Kombinationen von Förderdarlehen und Bürgschaften abgesichert werden können.

Messe und Networking im Zeichen der Zukunftssicherung

Ergänzt wurde das Wirtschaftsforum von einer Fachmesse mit mehr als 30 meist regionalen Ausstellern zum Thema Finanzierung, aber auch zu Themen wie digitale Transformation im Mittelstand, Industrie 4.0 und Elektromobilität. Dabei konnten sich die Besucher individuell über die optimale Förderung der Mittelstandsfinanzierung informieren.

Hintergrund: Die L‑Bank-Wirtschaftsforen werden seit 2006 jährlich in wechselnden Regionen des Landes ausgerichtet. Den Auftakt machte seinerzeit Heilbronn. Weitere Stationen waren unter anderem Donaueschingen, Freiburg, Friedrichshafen, Mannheim, Ulm und zuletzt Konstanz. Seit dem Start der Reihe haben mehr als 6.000 Teilnehmer die Veranstaltungen in der jeweiligen Region besucht. In diesem Jahr fand das Wirtschaftsforum zum insgesamt 13. Mal und erstmalig in Reutlingen statt. Die gemeinsam mit der Bürgschaftsbank und den regionalen Wirtschaftskammern organisierten Veranstaltungen sind konzipiert als Plattformen des Dialogs zwischen mittelständischen Unternehmen, Banken und Beratern. Ziel der für die Teilnehmer kostenlosen Veranstaltungen ist die neutrale und praxisorientierte Beratung zu Finanzierungsfragen des Mittelstands.

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