Gründerwoche Deutschland

„Warum tun die sich das an?“

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Die Gründungsförderung in Baden-Württemberg liefert Antworten, wie aus Ideen und Motivation Unternehmen entstehen.

Karlsruhe, 22.11.2019. Wer in Baden-Württemberg einen Arbeitsplatz sucht, ist meist sehr willkommen: Gut ausgebildete Fachkräfte sind stets begehrt und können zwischen zahlreichen Angeboten auswählen. Dennoch wollen viele von ihnen früher oder später ihr eigener Chef sein und gründen ein Unternehmen oder übernehmen ein bestehendes. Zum Ausklang der derzeit stattfindenden deutschlandweiten Gründerwoche 2019 (18. bis 24. November) stellen wir die Frage: Warum tun die sich das an?

Nicht wenige Unternehmer können auf die Frage, warum sie ein eigenes Unternehmen gegründet oder übernommen haben, aus dem Stegreif keine konkrete Antwort geben. Der Wunsch war einfach da: „Irgendwann“, so Ute Binder aus Vöhringen, „war mir klar, dass der richtige Zeitpunkt für meine Unternehmensgründung gekommen ist.“ Mit ihrem Modelabel RobeCode setzt sie auf die virale Verbreitung ihrer selbst entworfenen Kleidungsstücke und ist überzeugt: „Wenn man etwas will, muss man es einfach zügig machen, sonst wird es nichts mehr.“

Dabei richtet sich das Augenmerk der baden-württembergischen Gründer nicht auf ferne Visionen, sondern sie haben wie Seda Erkus ein klares Ziel: „Wir wollen ein innovatives, typisch baden-württembergisches Familienunternehmen aufbauen“, fasst die Gründerin von Global Flow in Stuttgart zusammen. Gemeinsam mit Nadine Antic hat sie ein Beratungsunternehmen für die Verwertung und Entsorgung von Wertstoffen und Abfällen auf die Beine gestellt. Zahlreiche Firmen hätten die beiden Ingenieurinnen „mit Handkuss“ genommen, doch ihnen war es wichtiger, ein eigenes Unternehmen aufzubauen.

Wer sich bei den Gründern umhört, findet weitere handfeste Gründe, warum sie selbstständig sein wollen. 

Positive Vorbilder sind wichtig

Einer dieser Gründe liegt zum Beispiel im Elternhaus. „Natürlich wurde Zuhause immer viel über das Unternehmen gesprochen“, so Manuel Natterer, der seit 2014 das Spielwaren- und Modellgroßhandelsunternehmen Jamara seines Vaters weiterführt. Aber auch für die, die selbst gründen, ist es hilfreich, mit einem positiven Beispiel aufzuwachsen: „An meinem Vater habe ich immer schon gesehen, dass es erfüllend ist, wenn man seine Arbeit frei gestalten kann“, erzählt Andreas Rüdenauer. Er hat 2014 die Rüdenauer 3D-Technology in Karlsruhe gegründet und verknüpft mit seiner Software virtuelle Welten mit der Realität.

Offensichtlich müssen die Verantwortung und die hohe Arbeitsbelastung, die ein eigenes Unternehmen mit sich bringen, nicht abschreckend wirken – im Gegenteil spornt beides offenbar dazu an, den Vorbildern nachzueifern. Dabei geht es vielen nicht darum, sich ins gemachte Nest zu setzen. „Einfach das Unternehmen meiner Eltern zu übernehmen, war nicht mein Weg in die Selbstständigkeit“, konstatiert Maximilian Weber. Als Nachkomme einer Bäckerfamilie wollte er lieber seine eigenen Ideen umsetzen und übernahm 2018 die Bäckerei Hanser Bäck in Stuttgart.

Chancen nutzen – auch wenn der Plan anders war

Manchmal ergibt sich die Selbstständigkeit auch aus der Situation heraus. So arbeitete Felix Egner einige Jahre bei der Segelmacherei Landenberger OneDesign in Titisee-Neustadt, als ihm der Inhaber das Unternehmen 2016 zum Kauf anbot: „Es ergab sich einfach.“

Ähnlich erging es dem Geigenbauer Wsewolod Gornowskij in Tübingen, der 2015 schon nach kurzer Zeit bei seiner ersten Stelle das Angebot zur Übernahme der Werkstatt erhielt: „Manchmal erfüllen sich Träume auch gegen alle Pläne, die man eigentlich hatte.“ Froh sind sowohl Egner als auch Gornowskij über ihre Entscheidung, aus einer Gelegenheit, die sich bot, einen Betrieb übernommen zu haben. Doch beide mussten erst in die Rolle als Unternehmer hineinwachsen.

Andere wie der Salzgroßhändler Raphael Deckert aus Nagold haben ihre Chance darin gesehen, eine Marktlücke zu schließen. Die ersten selbstständigen Schritte seines Unternehmens Biova machte er im Keller seiner Schwiegereltern. Heute blickt er mit Stolz auf seinen etablierten Großhandel mit einer Vielzahl an Salzsorten. Ein weiteres Beispiel ist Martin Hesse, der mit seinen Sprungbuden den Trend zum Trampolin erkannt hat und zusammen mit seinen Mitgesellschaftern bereits drei große Trampolinhallen betreibt.

Aus Überzeugungen werden Geschäftsideen

Manche Gründer und Übernehmer haben eine tiefe innere Überzeugung, aus der heraus sie eine Geschäftsidee entwickeln und umsetzen. Dazu gehören Sabine Franz und Stefan Schopf. Seit ihrer Jugend sind sie der Auffassung, dass Lebensmittel biologisch und regional erzeugt werden sollten. Deshalb gründeten sie 2006 den b2 Biomarkt mit Standorten in Balingen und Rottweil. Andere finden den Sinn darin, Menschen zu helfen. Wie der Zahnmediziner Ruyi Ding, der sich seit 2016 in seiner Karlsruher Zahnarztpraxis Dentid unter anderem um Angstpatienten kümmert. Ein „Überzeugungstäter“ ganz anderer Art ist Florent Baudouin, der 2017 das Unternehmen Kaiser Sitzmöbel in Wendlingen übernommen hat. „Viele kleine, mit Fleiß und Können aufgebaute Unternehmen suchen einen Nachfolger – das muss unterstützt werden.“
 

Ganz vorne mit dabei: neue Technologien

Nicht wenige Gründer und Übernehmer haben sich den neuen Technologien verschrieben. So beschäftigen sich die Top Ten des Landespreises für junge Unternehmen in Baden-Württemberg, mit dem Landesregierung und L‑Bank alle zwei Jahre erfolgreiche Gründer auszeichnen, unter anderem mit 3-D-Druck, autonomer Fahrzeugsteuerung, Lasergeräten und komplexen Schaltgetrieben. Ein Beispiel dafür ist der erste Preisträger 2018: Die Gründer von Nanoscribe aus Eggenstein-Leopoldshafen bei Karlsruhe haben es geschafft, sich zum globalen Vorzeigeunternehmen für dreidimensionalen Druck im Mikro- und Nanometerbereich zu entwickeln.

Viele Unternehmen aus dem Bereich neuer Technologien sind Ausgründungen aus Universitäten und Hochschulen, die innerhalb kurzer Zeit marktreife Produkte entwickeln. Wie das funktioniert zeigen derzeit vier Maschinenbau-Studenten vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Gerade einmal zwei Jahre ist es her, dass die Gründer von Kamedi eine erste Geschäftsidee hatten – und Ende 2019 werden sie mit ihrem Produkt heat_it, einem würfelzuckergroßen Gerät zur Behandlung von Insektenstichen, in die Serienproduktion gehen.

Weil man will. Nicht weil man muss.

Das jüngst veröffentlichte ZEW/IAB-Gründerpanel für Baden-Württemberg fasst die Motive der Gründer im Südwesten zusammen: Sie gründen seltener als anderswo aus der Not heraus. Und sie gründen nicht, weil es an Alternativen mangelt. Vielmehr gründen sie, weil sie ihre spannenden Gründungsideen realisieren und zu eigenen Unternehmen entwickeln wollen. Und noch eine Besonderheit zeichnet diese Macher aus: Sie suchen nicht den schnellen finanziellen Erfolg. Vielmehr ist es ihr Ziel, ein mittelständisches Unternehmen aufzubauen. Viele setzen dabei auf die Unterstützung der L‑Bank, die baden-württembergische Gründer allein im ersten Halbjahr 2019 mit 318 Millionen Euro finanzierte. „In der Existenzgründungsfinanzierung bewegen wir uns weiter auf einem sehr hohen Niveau“, erläutert Dr. Axel Nawrath, Vorsitzender des Vorstands der L‑Bank. „Auch 2019 liegen wir über dem 5-Jahres-Durchschnitt.“ Zusammen mit den Ideen und der Motivation der Gründer werden auf diese Weise aus Fördermitteln neue Unternehmen und die Arbeitsplätze der Zukunft.

Downloads

Hier finden Sie alle Downloads zur Presseinformation.

  • Presse-Information: „Warum tun die sich das an?“ – Die L‑Bank macht aus Motivation Unternehmen

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    Eingestellt am 22.11.2019
    Gültig ab 21.11.2019
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