Unternehmerische Tat- und Innovationskraft geben Mut und Zuversicht | Die 20 besten Unternehmerinnen und Unternehmer im Kurzporträt
Landespreis für junge Unternehmen 2020
Landespreis: So viele Bewerberinnen und Bewerber wie noch nie
Stuttgart, 14.07.2020. 619 Kandidatinnen und Kandidaten aus ganz Baden-Württemberg, und damit so viele wie noch nie, haben sich um den Landespreis für junge Unternehmen 2020 beworben. 20 von ihnen wurden in einem mehrstufigen Bewerbungs- und Auswahlverfahren für die zweijährlich von der baden-württembergischen Landesregierung und der L‑Bank vergebene Auszeichnung nominiert. Im Juli werden die Top-10 des Landespreises 2020 ermittelt.
„Die Unternehmerinnen und Unternehmer, die es unter die 20 besten des diesjährigen Landespreises geschafft haben, sind insbesondere in diesen Zeiten echte Mutmacherinnen und Mutmacher“, lobt Gisela Erler die Tat- und Innovationskraft der nominierten Unternehmen. Die Staatsrätin im Staatsministerium ist als Vertreterin des Schirmherrn des Landespreises, Ministerpräsident Winfried Kretschmann, eine der Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Politik, die die prominent besetzte End-Jury des Landespreises bilden. Erler: „Dabei sind die Vielfalt und der Ideenreichtum für mich immer wieder überraschend. Das zeigt, die Unternehmerinnen und Unternehmer sind im wahrsten Wortsinn offen für Neues und sehen die Chancen, die sich bieten.“
„Die Top-20-Unternehmen des Landespreises sind in ganz bemerkenswerter Weise ein Spiegelbild des baden-württembergischen Mittelstands“, unterstreicht Edith Weymayr, Vorsitzende des Vorstands der L‑Bank, die Heterogenität der diesjährigen Bewerberinnen und Bewerber.
Kleinere Betriebe gehören ebenso zum Kreis der Besten wie größere Firmen mit weit mehr als 100 Beschäftigten. Gründungen von Teams sind mit von der Partie ebenso wie weibliche und männliche Einzelgründungen. Junge Unternehmerinnen und Unternehmer sind genauso dabei wie bereits langjährig berufserfahrene Personen aus Wirtschaft oder Wissenschaft.
Externe und interne Firmennachfolgen messen sich mit Neugründungen, Handwerksunternehmen mit solchen aus dem Energie-, Bildungs-, Gesundheits- oder Nahrungsmittelbereich. High-Tech- und Software-Firmen gehören wie Energietechnik- und Maschinenbauunternehmen ebenso wie landwirtschaftliche und gastronomische Betriebe genauso selbstverständlich zu den baden-württembergischen Top-20 wie E-Mobility- und gemeinnützige Unternehmungen, Genossenschaften sowie Firmen aus Beratung, Handel, Dienstleistung und der Holzwirtschaft. All diese Unternehmen sind im Verlauf der letzten zehn Jahre gegründet oder übernommen worden und haben sich nicht nur wirtschaftlich erfolgreich entwickelt, sondern waren und sind auch in gesellschaftlichen oder ökologischen Belangen engagiert.
„Die Top-20-Nominierung ist für die Bewerberinnen und Bewerber bereits ein toller Erfolg“, so Weymayr. „Die Unternehmen sind Leistungs- und Hoffnungsträger zugleich, übernehmen Verantwortung und sorgen für Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Damit sind sie eine wichtige Ressource, mit der die baden-württembergische Wirtschaft auch in Zukunft punkten kann. Es macht Spaß, diese Betriebe zu honorieren – möglicherweise am Ende sogar mit dem Landespreis für junge Unternehmen 2020.“
Die zehn besten Unternehmen werden am 24.11.2020 im Rahmen eines Festaktes im Neuen Schloss in Stuttgart durch Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Edith Weymayr geehrt. Die drei erst platzierten Unternehmen erhalten Geldpreise in Höhe von 40.000 Euro (Platz 1), 30.000 Euro (Platz 2) und 20.000 Euro (Platz 3). Mit insgesamt 90.000 Euro ist der Landespreis einer der höchst dotierten und renommiertesten Unternehmerpreise in Deutschland.
Hintergrund: der Landespreis
Der Landespreis für junge Unternehmen wird 2020 bereits zum 13. Mal vergeben. Schirmherr des Wettbewerbs, der alle zwei Jahre gemeinsam von der Landesregierung und der L‑Bank ausgeschrieben wird, ist Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Der Preis ehrt Persönlichkeiten, die in den letzten zehn Jahren ihr Unternehmen nicht nur gegründet oder übernommen und es wirtschaftlich erfolgreich entwickelt haben, sondern sich darüber hinaus beispielsweise sozial oder ökologisch für die Gesellschaft engagieren.
Dabei rückt die Auszeichnung besonders die Leistungsstärke, Modernität und Kreativität junger baden-württembergischer Unternehmer – aber auch deren soziales oder ökologisches Engagement in den Mittelpunkt. Gesucht werden Firmen, die durch verantwortungsbewusstes Handeln einen vorbildhaften Beitrag zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft leisten. Zugelassen sind Unternehmen aus sämtlichen Branchen – aus Industrie, Handwerk, Handel und dem Dienstleistungssektor sowie aus den freien Berufen, die nach 2009 gegründet oder übernommen wurden.
Der Landespreis für junge Unternehmen zählt zu den renommiertesten und teilnahmestärksten Unternehmerpreisen in ganz Deutschland. Insgesamt haben sich in 22 Jahren mehr als 6.000 Betriebe um die Auszeichnung beworben.
Die nominierten Unternehmen (alphabetische Reihenfolge):
- Arztpraxis im GeLo, Lorch
- Blaufaktor GmbH & Co. KGGesellschaft mit beschränkter Haftung und Compagnie Kommanditgesellschaft, Talheim
- Bürgerwerke eGeingetragene Genossenschaft, Heidelberg
- comemso GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung, Ostfildern
- Freiburg International Academy gGmbHgemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (FIA), Freiburg im Breisgau
- G. MAIER Elektrotechnik GmbH, Reutlingen
- Gebhardt Intralogistics Group, Sinsheim
- GeneWerk GmbH, Heidelberg
- HB Brett Holzbau KGKommanditgesellschaft, Kehl
- HomeBrace Germany UGUnternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt), Urbach
- imsimity - Immersive Simulation & Mixed Reality GmbH, St. Georgen
- Lederei, Bad Waldsee
- mts Maschinenbau GmbH, Mengen Steinenbronn
- nubedian GmbH, Karlsruhe
- Rokla GmbH, Langenburg
- SchoolCraft GmbH, St. Johann
- VISCO JET Rührsysteme GmbH, Küssaberg
- W. Streker Natursaft GmbH, Aspach
- Ziegenhütte Zollernalb, Harthausen
- Zwergenküche GmbH, Endingen
In alphabetischer Reihenfolge
Porträts der Top-20-Unternehmen
„Von Montag bis Freitag 11 Stunden durchgehend geöffnet“ steht auf der Website der Arztpraxis im GeLo in Lorch im Ostalbkreis. Das ist patientenorientiert, entspricht aber auch den besonderen Gegebenheiten des Gesundheitszentrums Lorch. Denn viele Patienten haben im ländlichen Raum lange Fahrtzeiten. Sie verbinden den Arztbesuch wenn möglich mit einem Termin in der logopädischen oder physiotherapeutischen Praxis oder dem Gang in die Apotheke. Dass es das Zentrum gibt, ist maßgeblich Dr. med. Magdalena Hefele-Golubic zu verdanken. Sie übernahm 2016 in Lorch eine Praxis für Allgemeinmedizin und suchte nach einem neuen Standort. Dabei kam ihr die Idee eines Gesundheitszentrums. Sie konnte andere Praxisinhaber und eine Apothekerin begeistern und stellte das Konzept einem privaten Investor vor. Auch der war schnell überzeugt. Seit der Eröffnung 2017 bietet sich den Patienten ein großes Angebot an Gesundheitsdienstleistungen. Für Hefele-Golubic ein optimales Umfeld, um ihre Vision zu verfolgen: „Ich will eine ärztliche Versorgung auf höchstem Niveau auch für Menschen auf dem Land bieten.“ Dazu gehören neben langen Sprechzeiten auch Videosprechstunden und die Integration von naturheilkundlichen Verfahren. Damit ihre Patienten in der Zukunft gut versorgt sind, engagiert sich die 32-Jährige in der Ausbildung: Als Lehrpraxis der Uni Tübingen gibt die Ärztin jungen Studierenden Einblicke in die allgemeinmedizinische Arbeit und bildet darüber hinaus zwei von ihnen als medizinische Fachangestellte aus. Auch Verantwortung für das Allgemeinwohl zu übernehmen gehört zu Hefele-Golubics Verständnis einer erstklassigen Patientenversorgung: Mit der Hälfte ihres achtköpfigen Teams hat sie beim Schorndorfer Krankenhaus in der Corona-Notaufnahme ausgeholfen, um das Krankenhauspersonal zu entlasten.
Wasser ist die Grundlage allen Lebens - wenn es sauber ist. Einen sicheren Weg für bestmögliche Trinkwasserqualität bietet der Albfilter der 2016 gegründeten Blaufaktor GmbH & Co. KG in Talheim bei Tuttlingen. „Mit unserem Filter werden belastende Stoffe wie Pestizide und Schwermetalle in nur einem Vorgang entfernt“, erläutert Benjamin Maywald, einer der drei Gründer von Blaufaktor. Der Clou: wertvolle Mineralien und Spurenelemente bleiben erhalten. Der Filter ist dabei so kompakt, dass er nicht nur im Haushalt, sondern auch unterwegs eingesetzt werden kann. Und da gutes Trinkwasser mit einer gesunden Umwelt verbunden ist, verzichten die Gründer bei der Produktion auf den Einsatz erdölbasierter Kunststoffe. „Unser Albfilter ist eine sehr gute Alternative zu Plastikflaschen“, meint Mit-Gründer Patrick Leichtenstern. Den Unternehmern ist wichtig, lange Transportwege zu vermeiden und die lokale Wirtschaft zu unterstützen. Sie arbeiten daher ausschließlich mit regionalen Partnern wie zum Beispiel CNCComputerized Numerical Control-Drehereien, Metallveredelungsmanufakturen, Lasergravier- und Kunststofftechnikern auf der Schwäbischen Alb zusammen. „Wir sind 100 % made in Germany!“
Die Bürgerenergie als zentrale Säule der nachhaltigen und regionalen Energieversorgung etablieren – das ist das Ziel der 2013 von neun Genossenschaften gegründeten Bürgerwerke eG in Heidelberg. Mitbegründer und Vorstand Felix Schäfer ist überzeugt: „Die weltweite, schnelle Umstellung auf erneuerbare Energien zählt zu den wichtigsten Aufgaben unserer Zeit.“ Das Unternehmen bündelt die mit Sonnen-, Wind- und Wasserenergie erzeugten Strommengen von mehr als 70 Energiegenossenschaften und beliefert damit Haushalte direkt. So ist es den Energiegenossenschaften möglich, erneuerbaren Strom an Menschen vor Ort zu liefern und daraus Einnahmen zu generieren. Damit wird nicht nur eine klimaverträgliche Energieversorgung ermöglicht, sondern eine dezentrale Energiewende gefördert. Die Endkundinnen und Endkunden wiederum können erneuerbare Energie direkt vom Produzenten beziehen und die Erzeuger erneuerbarer Energien, die ja oft aus regionalen Initiativen entstanden sind, fördern. „Damit schließen wir den Kreislauf der regionalen Wertschöpfung – Ökostrom von Bürgern für Bürger“, ist Christopher Holzem, Energiewendebotschafter des Unternehmens, überzeugt.
Wie fühlt man sich eigentlich, wenn man inmitten der Corona-Pandemie ein neues, 5.000 Quadratmeter großes Forschungs- und Entwicklungsgebäude einweiht? Anita Athanasas, die sich mit ihrem Mann Kiriakos Athanasas im Jahr 2010 mit der comemso GmbH in Ostfildern, einem Unternehmen für Prüf- und Messtechniken, selbstständig gemacht hat, zeigt sich unbeeindruckt: „Wir bei comemso sind Marathonläufer und stehen das durch.“ Ihr Optimismus gründet auf zukunftsträchtigen Angeboten. Dazu gehört beispielsweise ein Batteriezellen-Simulator für Batterie-Management-Systeme von Elektro- und Hybridfahrzeugen und Analysegeräten für Ladestationen. „Einen Beitrag für die Umwelt und den Ausbau der weltweiten Elektromobilität“, so nennt das Gründerpaar ihr Geschäftskonzept. Mit mehr als 90 % Exportanteil ist comemso international aufgestellt. In den vergangenen Jahren konnte das innovative Unternehmen ein starkes Wachstum gerade im Ausland verzeichnen. Allein in Japan beträgt der Marktanteil 97 %. Dieses schnelle Wachstum bewältigt die Firma mit derzeit 70 Mitarbeitern, wobei mit dem neuen Forschungs- und Entwicklungsgebäude weiteres Mitarbeiterwachstum geplant ist. Das macht die Gründer stolz: „Das Wachstum war zeitweise ein Kraftakt.“
Als Dr. med. Nabeel Farhan 1996 für sein Medizinstudium aus Mekka nach Deutschland kam, erlebte er den schwierigen Neuanfang in einem fremden Land am eigenen Leib. Nach seinem Studium und einigen Jahren Berufserfahrung gründete er 2014 die Freiburg International Academy gGmbH (FIA) mit dem Ziel, ankommende internationale Gesundheitskräfte besser zu integrieren. „Wir beraten ausländische Fachkräfte nach Möglichkeit bereits im Ausland und kümmern uns um Visum, Approbation, Förderung, Unterkunft und Jobsuche“, erläutert der heute 41-jährige Neurochirurg. An mittlerweile fünf Standorten werden jährlich bis zu 1.000 Fachkräfte für die Arbeit in Deutschland qualifiziert. „Bei jeder Person stellen wir uns die Frage, was sie individuell und konkret für die erfolgreiche Integration benötigt.“ Über die Jahre hat das Unternehmen ein großes Netzwerk mit den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern, mit den IQ-Landesnetzwerken (Integration durch Qualifizierung), den Anerkennungsstellen, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, den Botschaften, den Approbationsbehörden, den Ausländerbehörden sowie einigen Krankenhäusern, Kliniken und Arztpraxen aufgebaut. Knapp 100 Beschäftigte finden heute bei der FIA einen Arbeitsplatz und tragen nicht nur zur Eingliederung internationaler Gesundheitsfachkräfte in Deutschland bei, sondern helfen mit, die Gesundheitsversorgung hierzulande zu erhalten und zu verbessern.
Dass Kristin Maier-Müller eines Tages das Unternehmen ihres Vaters übernehmen würde, war keineswegs eine ausgemachte Sache. Schließlich geht es bei der G. MAIER Elektrotechnik GmbH in Reutlingen um eher männerdominierte Themen wie Elektromotoren, Pumpen, Steuerungs- und Regelungstechnik sowie industrielle Heizsysteme. Doch nach dem BWL-Studium wusste sie, dass sie die Firma führen wollte – und studierte ein zweites Mal, nämlich Elektrotechnik. Ihr Motto „Ich kann das“ übertrug sie fortan auf ihr Unternehmen und ihre Mitarbeiter: „Wir können das“, sagt sie, und: „Wir alle sind die Firma Maier.“ Diese Zuversicht hat der Unternehmerin bis heute sehr geholfen. „Auch wenn wir auf einen stabilen Kundenstamm bauen können, haben sich die Technologie und der Markt in den letzten zehn Jahren vollständig verändert“, beschreibt sie die Herausforderungen, die sie und ihre 25 Mitarbeiter seit der Übernahme Ende 2012 zu bewältigen hatten. So werden in den Werkshallen der Kundinnen und Kunden immer mehr Roboter eingesetzt und die Prozesse immer stärker digitalisiert. Kristin Maier-Müller sieht darin vor allem Chancen, zum Beispiel durch die Möglichkeit der Fernwartung und den ortsunabhängigen Support. Und als es während der Corona-Pandemie vorübergehend ruhiger im Unternehmen wurde, nutzte sie die Zeit und stieß eine Innovation an: eine energieeffiziente, beheizte Sitzbank mit automatischer Temperaturregelung, auf der man auch in der kühleren Jahreszeit behagliche Stunden verbringen kann. Die Produktlinie der E‑Möbel ist für die G. MAIER Elektrotechnik ein neues Marktsegment, das es zu erschließen gilt. Doch der Unternehmerin ist davor nicht bange: „Wir haben die Maschinen, wir haben das Know-how – wir können es!“
Schnell soll es sein und möglichst fehlerfrei: Das innerbetriebliche Logistikmanagement sorgt dafür, dass Arbeitsmittel und -materialien zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sind. Der Trend geht auch hier immer mehr dazu, Prozesse zu automatisieren und zu digitalisieren. Besonders wenn Produkte innerhalb von Werkshallen transportiert oder gelagert werden, sieht sich Marco Gebhardt mit der GEBHARDT Intralogistics Group aus Sinsheim als Anbieter von Lösungen gefragt. „Aus einer Hand entwickeln und bauen wir die Maschinen und Steuerungssysteme, bis hin zur passenden Software“, erläutert der 35-jährige Wirtschaftsingenieur das Geschäftskonzept seines Unternehmens, das er 2014 von seinen Eltern übernommen hat. Seitdem konnte er es vom reinen Maschinenbauer hin zu einem modernen Technologieunternehmen entwickeln. Neben starken Umsatzsteigerungen und der Gründung neuer Niederlassungen im Ausland gehört dazu auch ein großer Bedarf an qualifizierten Fachkräften, den die Firma vor allem durch eigene Ausbildung deckt: Bei fast 600 Beschäftigten finden 75 junge Menschen einen Ausbildungsplatz oder werden im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg für den Beruf qualifiziert. 40 % der Belegschaft sind unter 30 Jahre alt und davon zu 90 % aus der internen Ausbildung. Deren Motivation ergibt sich für Gebhardt schon aus den gestellten Aufgaben: „Unseren Mitarbeitern bieten wir ein spannendes, technologisch anspruchsvolles Arbeitsumfeld und fördern damit ihre persönliche Entwicklung.“
Wie lässt sich die Wirksamkeit eines neuartigen Therapieverfahrens, zum Beispiel gegen Krebs, nachweisen? Wenn Pharmaunternehmen und Forschungsgruppen diese Frage beantwortet haben wollen, wenden sie sich häufig an die GeneWerk GmbH in Heidelberg. Das Unternehmen wurde 2014 als Ausgründung aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum von Dr. Annette Deichmann zusammen mit einem weiteren Biologen und einem Mediziner gegründet: „Mit unseren Analysesystemen ebnen wir innovativen therapeutischen Verfahren den Weg zur Anwendung“, erläutert Deichmann die Mission der drei. So untersucht das Unternehmen das Verhalten gentechnisch veränderter Zellen, nachdem eine gentherapeutische Behandlung oder eine experimentelle Krebstherapie durchgeführt wurde. Auf der Basis dieser Arbeit können Risiko und Nutzen einer Therapie genau bestimmt und möglichst sichere Therapieansätze verfolgt werden. Das Thema Digitalisierung gehört für die mittlerweile 26 Beschäftigten längst zum Alltag. Alle werden bereits bei Eintritt in das Unternehmen mit einem Notebook ausgestattet und können von Zuhause aus über das Firmennetzwerk sicher kommunizieren. Entsprechend stabil waren die organisatorischen Strukturen bei der Bewältigung der Corona-Pandemie: „Home-Office war schon davor für uns kein Fremdwort“, so die promovierte Biologin. Auch Videokonferenzen und der digitale Dokumentenaustausch mit den Kundinnen und Kunden aus aller Welt sind selbstverständlich. Die Beschäftigten können sich ihre Arbeitszeit flexibel organisieren und regelmäßig an Fort- und Weiterbildungen teilnehmen. „Ein tolles Team mit exzellenter Expertise“, findet Deichmann und lobt insbesondere den Zusammenhalt unter den Mitarbeitern und die Identifikation mit dem Unternehmen.
Der Tod des Unternehmers kann gerade für kleinere Firmen das Aus bedeuten, weil sich oft kurzfristig kein Nachfolger findet. Nicht so bei der HB Brett Holzbau KG in Kehl: Nach dem Firmenchef Heiner Brett 2017 plötzlich verstarb, übernahmen seine Witwe Jacqueline Brett und ihre Kinder Jil, Yves und Joshua Brett sowie Schwiegersohn Simon Brett die Nachfolge des Familienunternehmens. Jil und Simon kündigten bei ihren damaligen Arbeitgebern, Joshua veränderte seine eingeschlagene Studienrichtung. Jil Brett: „Gemeinsam als Familie haben wir uns dann entschlossen, das Unternehmen weiterzuführen.“ Dabei drückt das Wort weiterführen die Leistung nur unzureichend aus. Die Bretts strukturierten das Holzbauunternehmen konsequent um und setzten ganz auf die Erstellung modularer Holzbauten. Dabei werden komplett gefertigte Raummodule zur Baustelle gebracht, wo sie unkompliziert verbaut werden können. Die Familie tätigte hohe Investitionen, schuf neue Arbeitsplätze und wurde mit einer Vervierfachung des Umsatzes belohnt. Heute finden bei der HB Brett Holzbau neun Beschäftigte einen sicheren Arbeitsplatz. Geschäftsführerin Jacqueline Brett ist davon überzeugt: „Wir bauen mit unserem modularen Baukastensystem, der BrettBox, die Zukunft.“ Wichtig ist allen Beteiligten die Nachhaltigkeit der Produktion. Das Holz stammt zum größten Teil aus dem Schwarzwald.
Menschen mit Muskelerkrankungen wie ALS (amyotrophe Lateralsklerose), MS (Multiple Sklerose), Muskeldystrophie oder mit Spastiken benötigen für die Erhaltung ihrer Mobilität besondere Hilfsmittel. Die HomeBrace Germany UG in Urbach im Rems-Murr-Kreis entwickelt software-gesteuerte Produkte, mit denen Betroffene die selbstständige Kontrolle über einen Elektrorollstuhl oder das eigene Umfeld, wie beispielsweise die Lichtschalter in ihrer Wohnung, zurückgewinnen oder behalten. Die individuell angepasste Umfeldsteuerung kann dabei über die Sprache, Taster, Sensoren oder per Smartphone und Tablet erfolgen. Eine weitere Steuerungsmöglichkeit ist eine Brille mit eingebautem Sensor. Mit ihr lassen sich Rollstühle oder Roboterarme durch Augensteuerung bewegen. „Damit sind wir weltweit konkurrenzlos“, so Thomas Rosner, der das Unternehmen 2012 gegründet hat. Der Vertrieb findet im Wesentlichen über den Sanitätsfachhandel statt. Doch auch bei internationalen Messeauftritten ist das Unternehmen präsent und kümmert sich um die Ausweitung der Geschäfte ins Ausland. Für die Zukunft plant der Geschäftsführer, die Produkte in ihren Funktionen weiter zu verfeinern und auf neue Zielgruppen wie Kinder und Jugendliche noch besser anzupassen. „Was mich und meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter antreibt“, so Rosner, „ist die Chance, unseren Kundinnen und Kunden etwas Lebensqualität zurückgeben zu können.“
Wie können Feuerwehrleute den Einsatz in einer lebensbedrohlichen Umgebung sicher trainieren? In der Realität sind solche Umstände kaum zu simulieren, ohne dass man die Teilnehmer einer tatsächlichen Gefahr aussetzt. Abhilfe schafft hier die Digitalisierung, genauer gesagt Technologien wie Virtual Reality, Augmented Reality und Mixed Reality. Die imsimity GmbH aus St. Georgen im Schwarzwald entwickelt virtuelle Lern- und Trainingsumgebungen nicht nur für Feuerwehren, sondern für alle Situationen, die sich in der Realität gar nicht oder nur mit unvertretbar hohem Aufwand und Risiko herstellen lassen. „Die Kunst besteht dabei darin, die fachlichen Inputgeber bei der technischen Umsetzung zu beteiligen und didaktische Gesichtspunkte so zu berücksichtigen, dass im Ergebnis auch ein Lernerfolg dabei herauskommt“, erläutert Martin Zimmermann, der das Unternehmen 2015 gegründet hat. Was bei einem klassischen Training unsichtbar bleibt, wird durch die Digitalisierung nachvollziehbar. Der 54-Jährige sieht einen neuen Markt, der erst großflächig erobert werden muss. „Das ist kein schnelles Geschäft, sondern viel Überzeugungsarbeit.“ Indem sich das Unternehmen an Leuchtturmprojekten von Bildungssponsoren und bei Initiativen wie den #WirfürSchule-Hackathon beteiligt, kann genau das geleistet werden. Zimmermann verbucht ein starkes Umsatzwachstum und bietet mittlerweile elf Beschäftigten einen Arbeitsplatz. Die Corona-Pandemie, so der Gründer, hat die Sensibilisierung für die Notwendigkeiten der Digitalisierung auf ein neues Niveau gehoben. „Um zu helfen, haben wir vielen Rettungsorganisationen und Schulen unsere Angebote kostenlos zur Verfügung gestellt.“
Dass man mit alter Handwerkskunst erfolgreich sein kann, beweist die Lederei aus Bad Waldsee. Maikel Auer wollte 2010 „aus Liebe zum Leder“, wie er sagt, den Beweis antreten und gründete seine eigene Ledermanufaktur. Hier dreht sich das Meiste um Leder- und Fellholzschuhe. Doch auch andere Produkte aus Leder, wie Gürtel oder Hocker, sind im Angebot. „Altes Handwerk neu und modern interpretiert“ beschreibt der gelernte Orthopädieschuhtechniker dabei das Konzept seines Unternehmens. Kunden sind vor allem Brauchtumsvereine sowie Kundinnen und Kunden, die Wert auf Nachhaltigkeit und Design legen. „Es ist schon ein tolles Gefühl, sich mit einem beinah vergessenen Handwerk selbstständig zu machen“, erinnert sich der heute 38-Jährige. 2017 konnte er den Holzverarbeitungsbetrieb eines Lieferunternehmen übernehmen und produziert inzwischen die benötigten Holzsohlen selbst. 2019 bündelte Auer verschiedene Produktionswerkstätten in größeren Räumlichkeiten und kann dadurch seine Produkte auf einer ausgedehnten Verkaufsfläche präsentieren. Mit seinem „G'schäft“ bietet er heute drei Angestellten einen sicheren Arbeitsplatz. Sein Erfolgsrezept: auch mal ausgefallene Ideen realisieren. So bot der Unternehmer zur Fußballweltmeisterschaft 2014 mit großem Erfolg Schuhe mit Kunstrasen und Fußball an. Bei der Produktion achtet Auer auf Nachhaltigkeit, indem zum Beispiel Holzspäne als Streu an Reithallen oder Fellreste als Bastelmaterial an Schulen und Kindergärten abgegeben werden.
Als Dr. Eckhard Laible und Ines Kunz davon erfuhren, dass die Inhaber der mts Maschinenbau GmbH in Mengen im Landkreis Sigmaringen ihre Firma aus Altersgründen verkaufen wollten, war ihr Interesse geweckt: „Ich war sofort von dem Potenzial des Unternehmens begeistert“, erinnert sich Laible. mts plant, konstruiert und produziert komplette Ladungsträgersysteme mit dem Ziel, für Kundinnen und Kunden Transporte so effizient und kostengünstig wie möglich zu gestalten. Das Unternehmen produziert außerdem Textilmaschinen und stellt Maschinen im Kundenauftrag her. Im Jahr 2017 war die Übernahme perfekt. Die neuen Gesellschafter investierten von nun an in den Ausbau der Fertigung. Sie erweiterten die Produktpalette unter anderem um Ladungsträger für Batterien und E-Fahrzeuge. Mit neuen Technologien im Bereich der E‑Mobilität und einer internationalen Expansion setzte das Unternehmen auf Wachstum. Entsprechend wurde ein neuer Standort in Polen eröffnet. Die Zahl der Mitarbeiter ist seit 2017 von 56 auf 80 gestiegen. „Trotz der Corona-Pandemie stellen wir weiterhin Mitarbeiter ein“, so Laible. Um den Fachkräftebedarf zu decken, setzen die neuen Gesellschafter auch auf Ausbildung: Deren Zahl hat sich seit der Übernahme von zwei auf sechs verdreifacht. Auch für Menschen mit Behinderungen bietet das Wachstum des Unternehmens die Chance auf Integration im ersten Arbeitsmarkt: Sie können beim Maschinenbauer mts ein Praktikum machen und werden bei Eignung eingestellt.
Wenn Patienten aus einer Klinik entlassen werden sollen, beginnt häufig eine zeitraubende Suche, wo es geeignete freie Kapazitäten für die Anschlussbehandlung oder Pflegeplätze gibt. Mit der webbasierten Software von der nubedian GmbH aus Karlsruhe kann das Entlass-Management von Patientinnen und Patienten wesentlich effizienter gestaltet werden. Diese Software bietet zum Beispiel eine Matching-Plattform: „Man gibt einfach das Profil des Patienten ein und erhält alle möglichen Nachsorge-Institutionen, die in Frage kommen“, erläutert Mathias Schmon, einer der vier Gründer. Bis zu eineinhalb Stunden pro Fall können so eingespart werden, schätzt Schmon. Zielgruppe von nubedian sind rund 1.950 Akutkrankenhäuser und 1.100 Krankenhäuser der medizinischen Rehabilitation. Darüber hinaus will das 2011 gegründete Unternehmen auch therapeutische Anbieter wie Physio-, Logo-, Ergo- und Psychotherapeuten ins Angebot integrieren. Weiterhin möchten die Gründer ins Ausland expandieren. „Wichtig für die Akzeptanz unserer Zielgruppen ist natürlich unser schlüssiges Datenschutzkonzept.“ Mittlerweile haben 13 Beschäftigte einen innovativen Arbeitsplatz bei nubedian. Während der Corona-Pandemie konnte das Unternehmen seinen Beitrag leisten und durch eine bessere Verteilung der Covid-19-Patienten auf die verfügbaren Intensivpflegeplätze Überlastungen von Krankenhäusern vermeiden helfen.
Während Kinder den lauten Bagger auf der nahen Baustelle oft spannend finden, sind die erwachsenen Anwohner meist wenig erfreut über den Lärm. Deshalb kommen gerade auf städtischen Baustellen die Baggeranbaugeräte der Rokla GmbH aus Langenburg im Landkreis Schwäbisch Hall zum Einsatz. Mit der Fräse zerkleinert der Baggerführer die Materialien und kann dabei auf den Einsatz lautstarker Hydraulikhämmer verzichten. Und so ist es überall da, wo Kanäle, Rohrleitungen und Tunnel gebaut, Gebäude abgebrochen und saniert oder Oberflächen bearbeitet werden, dank der Innovationen von Rokla besonders leise. „In immer mehr Städten wird emissionsarmes Arbeiten schon bei den Ausschreibungen verlangt“, erklärt Robert Piasecki, der zusammen mit Klaus Volkert die Firma 2013 gegründet hat. Im Zentrum der Unternehmensführung stehen neben technischer Marktführerschaft auch Regionalität und Umweltschutz. Um Transportwege zu minimieren, arbeitet Rokla vorwiegend mit Liefer- und Dienstleistungsunternehmen aus der Umgebung. Das gilt auch für den Bau einer neuen Produktionshalle, der mit Unternehmen aus der Region umgesetzt wird. „Dadurch können wir viele LKW-Fahrten und die damit verbundenen Emissionen vermeiden“, so Piasecki. Weitere Umweltaktivitäten der beiden Gründer sind eine Wasseraufbereitungs- und eine Photovoltaikanlage sowie das Firmenfahrzeug mit Elektroantrieb. Die mittlerweile 14 Mitarbeiter und die Verdreifachung der Kapazität der neuen Produktionshalle zeigen das schnelle Wachstum des Unternehmens. Neuland betreten die Gründer aktuell mit der Anbaugeräte-Flatrate: Kundinnen und Kunden können für einen bestimmten Zeitraum Anbaugeräte ausprobieren, um ihre Entscheidung vor dem Kauf abzusichern.
Grund- und Förderschüler benötigen eine individuell angepasste Betreuung. Doch wie sollen Schulen und Lehrpersonal das leisten? Die SchoolCraft GmbH aus St. Johann bei Reutlingen gibt die Antwort: mit einer intuitiven Software zur Erstellung von differenziertem Unterrichtsmaterial – dem Worksheet Crafter. Dabei handelt es sich nicht um vorgegebene Unterlagen; vielmehr bietet die Software die Möglichkeit, eigenes Unterrichtsmaterial zu erstellen. „Es geht um die Zurverfügungstellung von Inhalten und Werkzeugen, mit denen die Lehrkräfte selbstständig arbeiten können“, erläutert Fabian Röken das Prinzip. Er hat das Unternehmen im Jahr 2012 gegründet. Das Angebot funktioniert nicht nur als sinnvolle Unterstützung für Lehrerinnen und Lehrer, sondern mit mehr als 250.000 verkauften Lizenzen auch als Geschäftsmodell. Neun Beschäftigte finden bei SchoolCraft mittlerweile einen sicheren wie kreativen Arbeitsplatz. Das Motto für alle: Digitale Bildung soll verführerisch sein. Neben der Gestaltung klassischer Arbeitsblätter ermöglicht der Worksheet Crafter auch die Erstellung von interaktivem Unterrichtsmaterial für Tablets. Für die Zukunft plant der heute 41-jährige Gründer eine datensichere Plattform, auf der Lehrer und Kinder unkompliziert Materialien austauschen können.
Rühren ist nicht gleich rühren. Das wird spätestens dann klar, wenn man die unterschiedlichen Rührsysteme der VISCO JET Rührsysteme GmbH in Küssaberg im Landkreis Waldshut entdeckt. Für so unterschiedliche Branchen wie die Lebensmittel-, Pharma-, Papier-, Getränke-, Chemie- oder Kosmetikindustrie werden hier die optimalen Rührvorgänge ermittelt und dafür passende Rührsysteme bereitgestellt. „Für Innovationen wie unser selbst entwickeltes Hohlkörperrührprinzip besitzen wir sogar Patente“, freut sich Timo Weber. Er hat das Unternehmen 2013 von seinen Eltern übernommen und verfolgt eine zukunftsweisende Strategie: „Alles, was wir tun, ist langfristig angelegt.“ Ausdruck dafür ist ein sehr stabiler Kundenstamm, der die Rühr- und Energieeffizienz der VISCO-JET-Lösungen zu schätzen weiß. Auch die Unternehmensstrategie zielt auf die kommenden Jahre ab. So entspricht das im vergangenen Jahr bezogene neue Firmengebäude dem KfWKreditanstalt für Wiederaufbau-Effizienzhaus-Standard 55. Und die sechs Auszubildenden entwickeln in einem gemeinsamen Projekt Maßnahmen zur Müllreduktion. Auch die 34 Angestellten sieht der Gründer unter einem langfristigen Aspekt: „Wir sind ein Familienunternehmen, wozu auch die Beschäftigten gehören.“ Damit setzt sich Weber erfolgreich gegen die Konkurrenz jenseits der Schweizer Grenze ab. „Menschen“, stellt er fest, „schauen vermehrt auf Werte und nicht nur auf monetäre Dinge.“
Wer ein Traditionsunternehmen übernimmt, muss den Spagat schaffen, das Bewährte zu erhalten und dennoch Neues zu wagen. So auch bei der W. Streker Natursaft GmbH in Aspach bei Backnang. Hier werden Fruchtsäfte und Saftmischungen hergestellt und vertrieben. Im Jahr 2013 übernahm die heute 47-jährige Petra Streker das 1843 gegründete Unternehmen von ihren Eltern. Die Diplom-Lebensmittelingenieurin setzt auf hohe Qualität und führt die Tradition von Regionalität und Nachhaltigkeit fort. So sind Rohstoffe von Streuobstwiesen aus der Gegend, ein zertifiziertes Qualitätsmanagement, die freiwillige Selbstkontrolle der Fruchtsafthersteller sowie ein zertifiziertes EMASEco-Management and Audit Scheme-Umweltmanagementsystem genauso selbstverständlich wie die betriebseigene Solaranlage. Die Fruchtsäfte werden ausschließlich im Glas und überwiegend in Pfandflaschen angeboten. Streker nimmt aber ebenso innovative Herausforderungen an. Dazu gehören neue Produktentwicklungen wie Smoothies und Cider, zudem das Thema Digitalisierung, das in Projekten wie elektronischem Rechnungsversand, Online-Recruiting und elektronischer Kundenakte seinen Niederschlag findet. Außerdem sind Unverpackt-Läden und Verkaufsautomaten in der Planung. Auch für ihre Angestellten lässt sich die rührige Unternehmerin etwas einfallen und denkt die Bedürfnisse der Familie mit: „Über unser Jobrad-Programm bekommt jeder Mitarbeiter gleich zwei Fahrräder zur Verfügung gestellt.“
Als Carolin Dietz 2013 den konventionellen Schweinemastbetrieb der Eltern übernahm, hatte sie eine Vision: „Man kann es gut machen und trotzdem Geld damit verdienen.“ Sieben Jahre später ist ihr Biohof Ziegenhütte Zollernalb ein Vorzeigebetrieb für ökologische Landwirtschaft. Die heute 36-jährige Agrarwissenschaftlerin baute gemeinsam mit ihrem Ehemann einen Ziegenstall und eine Käserei auf, stellte die Äcker auf biologischen Anbau um und sorgte für die Direktvermarktung der Produkte. „Vom Landwirt auf den Teller“ ist dabei ihr Motto. Das inspirierte sie dazu, kreativ zu werden: „Wir vermarkten unsere Produkte über unseren eigenen Hofladen, über Wochenmärkte, andere Hofläden und Restaurants.“ In naher Zukunft soll ein Online-Shop folgen. In den ersten Jahren hatte sie vorwiegend Kundinnen und Kunden aus den umliegenden Städten wie Balingen, Albstadt und Tübingen. Nach und nach kam aber auch immer mehr Kundschaft aus dem umliegenden Gebieten. Der wirtschaftliche Erfolg macht es möglich, dass Dietz sich hingebungsvoll um die Tiere kümmern kann: Bei den Ziegen stehe das Tierwohl an oberster Stelle, erzählt sie, und Projekte zur Artenvielfalt wie Blühstreifen und Humusaufbau seien ihr enorm wichtig. „Ich bemerke ein Umdenken bei den Menschen, auch bei der konventionellen Landwirtschaft“, freut sich die Öko-Landwirtin.
So manches Unternehmen entsteht scheinbar wie von allein, weil es niemals Werbung gemacht hat und die Nachfrage dennoch rasant wächst. In Wirklichkeit stecken meist harte Arbeit, viel Engagement und noch mehr Know-how dahinter – wie bei der Zwergenküche GmbH in Endingen bei Freiburg. Gemeinsam mit zwei weiteren Gesellschaftern gründeten Maren Huth und Sabine Joseph im Jahr 2012 das Unternehmen, das Kindertageseinrichtungen ein hochwertiges Bio-Catering anbietet. Beide Gründerinnen haben selbst jeweils drei Kinder und bringen ihre persönlichen Erfahrungen rund um die Bedürfnisse der Zwerge mit ein. Aus Überzeugung kochen sie saisonal mit biologisch angebauten Zutaten aus der Region. „Das bedeutet auch etwas höhere Preise, die unsere Kundinnen und Kunden aber aufgrund der Qualität gerne akzeptieren“, so Huth. Der Grundsatz „Alles Gute hat seinen Wert und seinen Preis“ zahlt sich aus. Rund 900 Essen liefert die Zwergenküche täglich mithilfe der sechs Angestellten aus. Damit ist sie seit längerer Zeit an der Kapazitätsgrenze angekommen. Überlegungen, wie es weitergehen kann, schließen die Vorplanung zu einer weiteren Küche mit ein – in Zusammenarbeit mit der Regionalwert AG. Zukünftig würden Huth und Joseph auch gerne Städte und Gemeinden beraten, wie sie die Kinder in den wachsenden Ganztagesangeboten Hand in Hand mit der regionalen Landwirtschaft gesund verköstigen können.
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Presseinformation: Mehr als 600 Bewerberinnen und Bewerber beim Landespreis für junge Unternehmen 2020
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Pressefoto: Trophäe Landespreis 2020
