Gemeinsam mit Jochen Engert diskutierten Rainer Reichhold, Präsident des baden-württembergischen Handwerkstags, und Claus Paal, Vize-Präsident der IHK Region Stuttgart, angesichts der zahlreichen Krisen anschließend die Herausforderungen und Chancen der heimischen Wirtschaft. In der von Joachim Dorfs, Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung, moderierten Talkrunde erklärte Reichhold: „Auch das Handwerk im Land steht seit Februar vor ganz neuen Herausforderungen. Die Betriebe spüren die Auswirkungen des Krieges tagtäglich: Immer weiter steigende Preise für Material und Energie, massive Lieferverzögerungen und -ausfälle. Bisherige Förderprogramme helfen kaum. Auch in Sachen Corona müssen Vorbereitungen getroffen werden, damit es im Herbst nicht wieder zu Einschränkungen kommt.
Dazu kommt der Fachkräftebedarf, der immer größer wird. Einen Schlüssel sehen wir in der beruflichen Orientierung. Berufliche Karrierewege sind gleichwertig zu akademischen aufzuzeigen, um echte und fundierte Berufswahlentscheidungen junger Menschen zu ermöglichen. Und gerade mit Blick auf die klimapolitischen Vorgaben muss klar sein, dass diese nur mit dem Handwerk und mit genügend Fachkräften umzusetzen sein werden. Die Betriebe stehen bereit.
Trotz der aktuellen Herausforderungen: Das Handwerk hat bereits in der Corona-Krise gezeigt, dass es sich flexibel auf neue Gegebenheiten einstellen kann und leistet nach wie vor einen erheblichen Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilität. Ich bin zuversichtlich, dass dies mit der entsprechenden Unterstützung auch weiterhin gelingen kann.“
Paal unterstrich: „Obwohl die Herausforderungen für unsere Unternehmen kaum größer sein könnten, bin ich zuversichtlich. Wenn wir diese Krise als Chance begreifen, kann unsere Wirtschaft das mit Ihrer Innovationskraft, Flexibilität und Resilienz nutzen, noch stärker und unabhängiger zu werden. Der Südwesten hat beispielsweise in der Weltfinanz- und Wirtschaftskrise bewiesen, wie anpassungsfähig er ist. Die Basis dafür stimmt: Unsere Produkte und Dienstleistungen ‚Made in BW‘ sind ungebrochen weltweit gefragt. Nun geht es vor allem auch politisch darum, die richtigen Rahmenbedingungen unter diesen erschwerten Voraussetzungen zu setzen – sei es bei der Energieversorgung oder der Corona-Vorsorge für Herbst und Winter. Ich bin überzeugt: Wenn es gemeinsam gelingt, dass die Wirtschaft stabil bleibt, schaffen wir auch diese Ausnahmesituation. Voraussetzung ist, und dazu sollten wir alle beitragen, dass unsere Gesellschaft jetzt noch enger zusammensteht. Putin möchte für Unruhe sorgen, das dürfen wir nicht zulassen.“