Die L‑Bank fördert die Modernisierung und die Transformation baden-württembergischer Unternehmen und treibt damit zukunftsweisende Entwicklungen voran. Die Entwicklung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) nimmt dabei einen immer höheren Stellenwert ein. Insbesondere über unsere Existenzgründungsprogramme aber auch über unsere Förderprogramme für etablierte Unternehmen unterstützen wir Unternehmen dabei, KI in ihre Planungs-, Produktions- und Betriebsprozesse zu integrieren. In loser Folge stellen wir einige dieser Unternehmen vor.
Förderlinie
KI im Blick der L-Bank: Der Gesundheitsdienstleister Breathment in Breisach am Rhein
Breathment setzt auf KI für die Therapie von Lungenkrankheiten
Karlsruhe, 30.07.2025. Auf Künstliche Intelligenz werden unter anderem im Gesundheitswesen große Hoffnungen gesetzt. Künstliche Intelligenz kann beispielsweise in der Diagnostik eingesetzt werden und schnell aus einer großen Menge an Patientendaten den richtigen Schluss ziehen. Das könnte mittelfristig für Entlastung im Gesundheitswesen sorgen – auch finanziell. Künstliche Intelligenz kann darüber hinaus aber auch in der Behandlung von Krankheiten und in der Therapie wertvoll sein, wie das Beispiel des Start-ups Breathment zeigt.
Das Unternehmen aus Breisach am Rhein hat sich auf die chronisch-obstruktive pulmonale Krankheit COPD spezialisiert. COPD (englisch: chronic obstructive pulmonary disease) gehört sowohl in Deutschland als auch weltweit zu den führenden Todesursachen. Rund 7 Mio. Menschen in Deutschland leiden darunter, erklärt Baturay Yalvaç, einer der drei Unternehmensgründer von Breathment: „Man kann das Leiden durch eine Therapie lindern. Und unsere KI-gestützten Patientenprogramme sind in der Lage, Teilnehmende bei physiotherapeutischen Übungen anzuleiten und zu begleiten. Egal, wann, und egal, wo sie sind.“
Von der Prävention bis zur Rehabilitation erhalten Patientinnen und Patienten die körperliche und verhaltensbasierte Unterstützung, die sie zur Bewältigung ihrer Krankheit benötigen – so steht es auf der Homepage von Breathment. Das COPD-Patientenprogramm umfasst verschiedene Module: Patientenschulung und Aufklärung, einen Symptom-Checker, ein Lungensportmodul – gewissermaßen das therapeutische Kernstück des Programms – ein Patiententagebuch und ein Chatmodul für die Kommunikation mit dem Breathment-Team, zu dem auch medizinisches Fachpersonal sowie Physiotherapeutinnen und ‑therapeuten gehören.
Künstliche Intelligenz ist kein Ersatz für den Menschen
„Die KI analysiert, der Mensch betreut“, so Yalvaç. „Es ist entscheidend, proaktiv mit der Krankheit umzugehen, Übungen ernst zu nehmen, nicht nachzulassen. Oft ist eine umfassendere Verhaltensänderung nötig – mit das Schwerste bei der Behandlung von Krankheiten. Da braucht es Supportstrukturen, vor allem Menschen, die auf dem gesamten Weg unterstützen – ohne kann eine Therapie nicht gut und erfolgreich sein.“
Die KI ist dem Menschen in der Analyse allerdings zumindest ebenbürtig. Die Atemmustererkennung durch KI hat sich Breathment sogar patentieren lassen. Auch die Brustkorbmobilität und Bewegungsabläufe einer Patientin oder eines Patienten misst und analysiert die KI und erkennt aus den Daten, ob die therapeutischen Übungen korrekt und präzise ausgeführt werden. Das Rehabilitationsprogramm mit Atemtraining, Übungen zur Stärkung der Lunge und zur Erweiterung der Lungenkapazität ist dabei stets individuell ausgearbeitet.
Breathment steht noch ganz am Anfang
Aktuell nutzen 40 bis 50 Patientinnen und Patienten jeden Tag das Breathment-Programm und folgen den Anweisungen des KI-Trainers bei ihren Übungen. Über 20.000 Übungseinheiten wurden bereits mit dem KI-Trainer durchgeführt. Insgesamt nehmen 700 Personen teil.
Gegründet wurde das Unternehmen im Herbst 2022. Kapital für die Frühphase der Gründung gab es nach der Aufnahme ins Start-up-BW-Pre-Seed-Programm des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums und der L‑Bank. Ende dieses Jahres sollen erstmals schwarze Zahlen geschrieben werden, Ziel sind dann 1.000 angemeldete COPD-Erkrankte. „Man braucht viel Geduld und einen langen Atem als Gründer“, sagt Yalvaç. „Wir sind froh, dass wir über die öffentliche Pre-Seed-Förderung und die Unterstützung unseres Co-Investors über die nötigen Mittel verfügen, um uns zu etablieren und moderat wachsen zu können.“
Der Gesundheitssektor sei ein schwieriger Markt, sagt er, aber ein dankbarer für Künstliche Intelligenz. Yalvaç sieht den hohen Kostendruck im Gesundheitssystem, den Mangel an medizinischem und therapeutischem Fachpersonal und das Stadt-Land-Gefälle als KI-treibende Faktoren. „Medikamente bekommen alle, aber die nötige Therapie zu erhalten, ist in der Regel personalintensiv, an eine Praxis gebunden und teuer. Es gibt in diesem Bereich große Versorgungslücken, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz vielleicht geschlossen werden können.“
Naheliegende Partner und Kunden für Breathment sind deshalb auch und vor allem die Kostenträger im Gesundheitswesen: Krankenkassen, Pflegekassen und Versicherungen wie die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland oder die Barmenia Versicherung. Aber auch Krankenhäuser, medizinische oder therapeutische Praxen sowie Alten- und Pflegeheime sollen für Breathment gewonnen werden.
Im Moment noch weitgehend deutschlandweit, aber mit der CSS Versicherung aus der Schweiz ist auch das europäische Ausland bereits an Bord.
Hintergrund:
Existenzgründungen finanziell zu unterstützen, ist für die L‑Bank ein zentraler Aspekt zukunftsorientierter Wirtschaftsförderung. Das Programm Start-up BW Pre-Seed unterstützt junge Unternehmen seit 2018 in einer sehr frühen Phase ihrer Existenz. Damit erhalten die Unternehmen wichtigen finanziellen Spielraum zur Entwicklung – auch in den Anfangsjahren, in denen sich institutionelle Anleger oft noch vorsichtig zurückhalten. Gefördert werden ausschließlich relevante Gründungskosten, also betriebsbedingte Anschaffungen oder laufende Kosten wie Personalausgaben.
Die Fördersumme bei Start-up BW Pre-Seed beträgt pro Unternehmen maximal 200.000 Euro, wovon das Land 80 % übernimmt, ein Co-Investor trägt 20 % der Summe. Grundvoraussetzung für eine Förderung ist der innovative Charakter des Unternehmens, der Baden-Württemberg-Bezug für den gesamten Förderzeitraum und die Betreuung durch einen Betreuungspartner. Die L‑Bank koordiniert das Programm Start-up BW Pre-Seed zusammen mit dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg.