Die L‑Bank fördert die Modernisierung und die Transformation baden-württembergischer Unternehmen und treibt damit zukunftsweisende Entwicklungen voran. Die Entwicklung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) nimmt dabei einen immer höheren Stellenwert ein. Insbesondere über unsere Existenzgründungsprogramme aber, auch über unsere Förderprogramme für etablierte Unternehmen, unterstützen wir Unternehmen dabei, KI in ihre Planungs-, Produktions- und Betriebsprozesse zu integrieren. In loser Folge stellen wir einige dieser Unternehmen vor.
Förderlinie
KI im Blick der L-Bank: Der Textilspezialist Wäschekrone in Laichingen
Immer das Richtige auf Lager dank KI
Karlsruhe, 06.08.2025. Die Textilindustrie auf der Schwäbischen Alb war bis in die 70er- und 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts eine Vorzeigeindustrie mit großer und langer Tradition, solange bis die Produktion zu teuer wurde. Fabriken mussten schließen oder verlagerten Fertigung und Arbeitsplätze ins billigere Ausland – vor allem nach Asien. Einigen aber gelang es, zu überleben. Sie trotzten dem Strukturwandel, indem sie sich neu erfanden. Das Unternehmen Wäschekrone in Laichingen ist so ein Unternehmen. In ihm haben sich sieben eigenständige Unternehmen zusammengeschlossen, um dem Niedergang der Textilindustrie zu trotzen. Heute geht es bei Wäschekrone nicht mehr ums Überleben. Die Themen sind andere – digitale Transformation zum Beispiel.
Ein Traditionsunternehmen stellt sich der technologischen Zukunft
Entspannt sitzt Matthias Wagner in einem der Konferenzräume im Laichinger Firmensitz. Vor sich einen Laptop, zu seiner linken am anderen Ende des Konferenztisches einen riesigen Bildschirm für Online-Schaltungen und Präsentationen, im Rücken eine Galerie, von der aus man hinunter in die Lagerhalle sieht. Wagner ist Geschäftsführer und IT-Chef von Wäschekrone. Seit 2007 treibt er die Digitalisierung voran – überall da, wo es dem Unternehmen nutzt: „Wir machen Digitalisierung nicht um der Digitalisierung Willen, sondern wir schauen schon: Wo haben wir jetzt im Moment den größten Hebel? Wo bringt es uns am meisten? Und wo können wir mit unseren Mitteln, die wir ja nicht unbegrenzt haben, das Meiste für uns erzielen. Dementsprechend fällen wir dann auch die Entscheidung.“
Wäschekrone ist ein Traditionsunternehmen aus den 1960er-Jahren und repräsentiert bis heute die große Textilgeschichte der Schwäbischen Alb und der Leinenweberstadt Laichingen. Hauptgeschäft am Anfang waren Textilien für die Aussteuer. Damals sind Vertreterinnen und Vertreter von Haustür zu Haustür gegangen, um Aussteuerwäsche zu verkaufen, erzählt Wagner: „Das hat sich natürlich gedreht mit der Zeit. Aussteuerwäsche ist immer weiter zurückgegangen und wir verkaufen jetzt in der Hauptsache nur noch in die Hotellerie und Gastronomie – in diese Branche rein. Alles, was man im Hotel an Textilien findet, finden Sie auch bei uns. Wir sind da ein Vollsortimenter, was das angeht.“
Künstliche Intelligenz vereinfacht komplexe Vorgänge
Die Produktpalette reicht von Küchenhandtüchern und -schürzen über Frotteebademäntel bis zu Tischtüchern und Seidenbettwäsche – die Farbe nach Wahl und gerne auch mit eingesticktem Hotelemblem oder Familieninitialen. Sogar Matratzen und Lattenroste bietet Wäschekrone an. Sonderwünsche werden natürlich auch erfüllt. „Wir können tatsächlich für einen besonderen Tisch mit einer besonderen Form eine Tischdecke fertigen, die man braucht, weil der Tisch in eine bestimmte Ecke im Gastraum noch gepasst hat. Wir können das ohne größere Probleme fertigen. Natürlich haben wir auch Partnerwebereien im Ausland, wo wir unsere Großserien produzieren lassen, um auch wettbewerbsfähig zu sein. Das würde nicht funktionieren, wenn wir alles hier in Laichingen machen würden.“
Denn der Markt ist groß: Rund 25.000 Kundinnen und Kunden aus dem In- und Ausland zählt Wäschekrone, darunter zahlreiche führende Hotellerie- und Gastronomiebetriebe. Fast 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und rund 17.000 aktive Produkte sorgen für einen Jahresumsatz von 12 Mio. Euro. Großes Potenzial für Betriebsoptimierung boten dabei lange Zeit das Bestellwesen und die Bestandshaltung im Lager. Seit mehr als einem Jahr arbeitet Wäschekrone nun aber mit Künstlicher Intelligenz und setzt eine Künstliche Intelligenz -gestützte Software für die Disposition und Lagerverwaltung ein, die sie mit Unterstützung der L‑Bank finanziert hat. „Ein Tool, das mit guten Algorithmen oder KI schaut, die richtige Ware in richtiger Menge verfügbar zu haben“, beschreibt Wagner die Funktion des Tools. „So können wir auch Verzögerungen abdecken und andere Störungen im Bestellprozess minimieren. Um das zu finanzieren, haben wir die Förderung beantragt. Wir haben uns Ende 2023 entschieden, dass wir es machen müssen, im Januar 2024 haben wir angefangen, das Projekt umzusetzen. Da war es schon beauftragt und das Thema praktisch schon durch.“
L-Bank-Förderung schafft den nötigen Investitionsspielraum
Das Förderprogramm Digitalisierungsprämie Plus der L‑Bank, das Wäschekrone genutzt hat, war genau für solche Fälle gedacht: Für kleine und mittlere Unternehmen, die erkannt haben, dass die digitale Transformation ein entscheidender Faktor künftiger Wettbewerbsfähigkeit ist. Bestellwesen und Lagerbestand KI-gestützt zu optimieren, lag dabei durchaus nahe. Künstliche Intelligenz kann tatsächlich einiges besser, vor allem aber schneller als der Mensch. „Unsere KI kann für einen speziellen Bereich sehr viele Daten verarbeiten, daraus Rückschlüsse ziehen und Empfehlungen aussprechen. Sie kann sehr gut auswerten, interpretieren und Vorschläge machen. Wir können dank der KI-Software verschiedene Fälle simulieren, um schnell zu entscheiden.“
Bei ihren Berechnungen über Bestellmengen und Bestellfrequenzen preist die KI Ferienzeiten und Feiertage genauso ein wie mögliche Lieferengpässe und Erfahrungen mit Lieferanten aus früheren Prozessen. Indem sie möglichst viele Parameter berücksichtigt, sorgt die KI dafür, dass die Produkte, die oft und kurzfristig gebraucht werden, stets auf Lager sind. Weniger gefragte Produkte werden in deutlich kleineren Mengen oder gar nicht vorgehalten. Der Überbestand im Lager konnte so um bis zu 40 % reduziert werden. Die Kosten sind gesunken und wo früher mehrere Disponenten mit dem Einkauf beschäftigt waren, reicht heute einer. Das Ziel, Kundinnen und Kunden weiter zuverlässig, pünktlich und bedarfsgerecht zu beliefern, sei dank KI also erreicht, sagt Matthias Wagner: „Da liegt bei uns der Fokus: Wir wollen unsere Kunden pünktlich zufriedenstellen.“
Hintergrund:
Die L‑Bank fördert die digitale Transformation schon seit vielen Jahren. Bis Ende Juni war das Förderprogramm Digitalisierungsprämie Plus dafür maßgeblich. Mit Wirksamkeit zum 01.07.2025 wurden die Förderinhalte des Programms dann in die Digitalisierungsfinanzierung integriert. Das Programm richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen sowie größere mittelständische Unternehmen. Gefördert werden Investitionen in die IT-Infrastruktur, die IT-Sicherheit und die IT-Weiterbildung. Darunter fallen beispielsweise Kosten für die Digitalisierung von Produkten und Produktionsprozessen, Cloud-Lösungen oder die Entwicklung interner und externer digitaler Netzwerke. Auch Kosten für die Entwicklung und Implementierung von Big-Data-Anwendungen und KI-gestützter Anwendungen sind förderfähig. Die L‑Bank setzt das Programm in Zusammenarbeit mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau und dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg um.