Die L‑Bank fördert die Modernisierung und die Transformation baden-württembergischer Unternehmen und treibt damit zukunftsweisende Entwicklungen voran. Die Entwicklung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) nimmt dabei einen immer höheren Stellenwert ein. Insbesondere über unsere Existenzgründungsprogramme, aber auch über unsere Förderprogramme für etablierte Unternehmen, unterstützen wir Unternehmen dabei, KI in ihre Planungs-, Produktions- und Betriebsprozesse zu integrieren. In loser Folge stellen wir einige dieser Unternehmen vor.
Förderlinie
KI im Blick der L-Bank: Grundlagenforschung am ELLIS Institute in Tübingen
Europäische Spitzenforschung am ELLIS Institute in Tübingen
Karlsruhe, 27.08.2025. Im Technologiepark Tübingen-Reutlingen (TTR) hat sich vor knapp zwei Jahren ein europäisches Institut für Grundlagenforschung zu Künstlicher Intelligenz angesiedelt: das ELLIS Institute. Es ist Teil des European Laboratory for Learning and Intelligent Systems, eines europaweiten Künstliche Intelligenz -Exzellenznetzwerks mit Standorten in 17 Ländern von A wie Alicante in Spanien bis Z wie Zürich in der Schweiz. Ziel des Netzwerks ist es, Europa als weltweit konkurrenzfähigen Standort für KI-Forschung zu etablieren. Das Tübinger ELLIS Institute bietet dafür eine perfekte Arbeitsumgebung: Büros und Labore sowie die Nähe zur Universität und zum Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme.
Der geschäftsführende Direktor des ELLIS Institute, Volker Maria Geiß: „Der große Vorteil von ELLIS ist, dass wir als Institut unabhängiger sind als die meisten anderen Forschungsinstitute oder ‑verbünde. Unabhängiger deshalb, weil sämtliche wissenschaftliche Prozesse rein privat finanziert sind, also nicht von staatlichen Geldern abhängen. Das macht uns freier, flexibler, unbürokratischer. Und das erlaubt uns, den Anforderungen und Bedürfnissen der hier arbeitenden Wissenschaftler sehr weitgehend entsprechen zu können.“
Ohne Förderung geht es nicht
Prof. Dr. Bernhard Schölkopf, der wissenschaftliche Direktor des Instituts, ist einer der führenden Köpfe in der KI-Forschung und auch bei ELLIS treibende Kraft. Die finanziellen Mittel für das Institut, derzeit 100 Mio. Euro für die ersten zehn Jahre, kommen von der Hector Stiftung. Das Land Baden-Württemberg steuert weitere 25 Mio. für IT und Administration bei. Die Büros liegen im TTR, dem Technologiepark Tübingen-Reutlingen, der zur L‑Bank gehört. Die L‑Bank betreibt fünf solcher Parks in Baden-Württemberg, in denen sie Büro- und Laborflächen bereitstellt, die vor allem junge Unternehmen und Forschungsinstitute anmieten können. Sie sind in der Nähe von Universitäten und Forschungseinrichtungen angesiedelt und tragen dazu bei, Kompetenzen zu bündeln und den Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu verbessern.
Volker Maria Geiß: „Für uns ist ungeheuer wichtig, im Technologiepark in einem Umfeld zu sein, das Spitzenforschung ermöglicht. Unsere leitenden Wissenschaftler sind hervorragende Leute, die hier zusammenkommen, um an den unterschiedlichsten Themen zu arbeiten. Sie finden hier Gleichgesinnte, können sich austauschen und haben durch die Kooperation zum Beispiel mit dem Tübinger Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme und den Forschenden des AI Centers der Universität Tübingen optimale Forschungsbedingungen.“
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen von Aufgaben entlastet werden, die letztlich nichts mit der eigentlichen Forschung zu tun haben: „Wir können die Wissenschaftler gut bezahlen, wir sind in der Lage, nötige Geräte oder Material, die sie für ihre Forschung benötigen, schnell und unbürokratisch zu beschaffen, wir lassen ihnen die größtmögliche Freiheit, gängeln sie also nicht mit Zielvorgaben oder aufwändigen Berichtspflichten. Auch Reisen ins Ausland zu Konferenzen oder Forschungszwecken sind jederzeit möglich. Spitzenforscher sind besondere Charaktere, denen sagt man nicht, dass sie morgens um acht am Schreibtisch sitzen müssen. Am ELLIS Institute sollen und können sie sich und ihre Ideen frei entfalten. Was schon dadurch belegt ist, dass wir keine vorgegebenen Forschungsfelder haben. Es geht praktisch alles – nur mit KI muss es zu tun haben. Ich sage immer: Mein Ziel ist es, ein Kleinod wissenschaftlicher Glückseligkeit zu schaffen.“
Grundlagenforschung kann Ideen für Start-ups liefern
Principal Investigators heißen die leitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die mit ihren Forschungsgruppen am ELLIS Institute arbeiten. Sie forschen beispielsweise zu maschinellem Lernen im sozialen Kontext, zu Sicherheit und Effizienz maschinellen Lernens oder zur Optimierung von Bildverarbeitungsprogrammen. Dabei geht es konkret darum, die Diskrepanz zwischen maschineller und menschlicher Wahrnehmung zu verringern.
„Das alles ist klassische Grundlagenforschung, keine unmittelbare Auftragsforschung“, betont Geiß. „Hier werden keine medizinischen Geräte entwickelt, um ein Beispiel zu nennen, das passiert später und woanders. Gleichwohl ist ein Ziel von uns, die Standorte Tübingen und Baden-Württemberg allgemein mit Firmenausgründungen zu stärken. Zum Beispiel durch die Gründung von Start-ups, deren Geschäftsidee über die Grundlagenforschung hier am ELLIS Institute geboren wurde. Die Gründungsprozesse wollen wir dann so unbürokratisch begleiten, wie es die rechtlichen Rahmenbedingungen zulassen.“
Europa soll wettbewerbsfähig bleiben
Das ELLIS Institute in Tübingen ist europaweit das erste und bisher einzige. Aber das Forschungsnetzwerk soll noch stärker werden. Weitere ELLIS Institute in anderen Ländern seien geplant, sagt Geiß: „Ziel ist es, zu verhindern, dass Europa in der KI-Forschung zurückfällt. ELLIS will die sattsam bekannten regulatorischen und bürokratischen Nachteile des Forschungsstandorts Europa durch effektive Strukturen und ein grenzüberschreitendes Forschungsnetzwerk ausgleichen.“
Und welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz insgesamt in Zukunft? Volker Maria Geiß: „Das ist schwer zu sagen. Meine persönliche Meinung ist, dass KI schnell in allen Bereichen eine Rolle spielen wird und dass KI insbesondere im Dienstleistungsbereich viele Tätigkeiten erleichtern beziehungsweise übernehmen wird. Im Schwerpunktbereich der medizinischen Diagnostik wird es massiv so sein, dass KI uns nutzt und das Gesundheitswesen revolutioniert. Das löst natürlich auch Ängste aus, aber aufzuhalten ist die Entwicklung nicht. Sie muss allerdings gesteuert werden und es gibt in jedem Einzelfall viele Fragen zu klären.“
Hintergrund:
Die L‑Bank fördert Unternehmen nicht nur über ihre Förderprogramme und mit Krediten und Zuschüssen, sondern auch über ihre Standortförderung. Sie betreibt fünf Technologieparks in Karlsruhe, Stuttgart, Tübingen-Reutlingen, Mannheim und Freiburg. Alle befinden sich in unmittelbarem Umfeld von Universitäten und Forschungseinrichtungen. In den Parks stehen Büro- und Laborflächen zur Verfügung, die vor allem junge Unternehmen und Forschungsinstitute anmieten können. Jeder Park setzt seine eigenen Branchenschwerpunkte und nutzt dabei die Stärken des Standorts.
Die Technologieparks sind weitgehend ausgelastet. Rund 300 Unternehmen sind dort zum Teil schon seit vielen Jahren ansässig und haben viele Tausend Arbeitsplätze geschaffen. Mit dieser Art der Förderung betrat die L‑Bank in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre Neuland. Bis heute ist sie die einzige Förderbank, die diese Art von Wirtschaftsförderung erfolgreich betreibt.